Im Paris der „Années folles“ tanzt die junge Chinesin Mah als „Prinzessin Butterfly“ und ist wie ein Schmetterling: bezaubernd, elegant und filigran. Doch Mah kann nicht aus dem unsichtbaren Käfig fliegen: sich nicht von dem Mann befreien, der mit ihrer Schönheit Geld macht, sie beraubt und fast ins Gefängnis bringt. Und sich auch nicht den Menschen entziehen, die sie mit ihren mandelförmigen Augen verzaubert, die aber nicht wirklich in sie verliebt sind.
Obwohl Eichbergs Film bereits 1929 auf die Leinwand kam, ist er aktueller denn je: Er zeigt uns, wie sich die Gesellschaft auf Kosten derer verändert, die gesehen werden, aber ihre Geschichte nicht selbst erzählen dürfen. So zeigt die Kamera die verzehrenden Blicke der Männer um Mah und verweilt auf Anna May Wongs verwirrten und fiebrigen Augen, Opfer einer Stadt, die bereit ist, einen zu verschlingen, wenn man sich als Außenseiterin durch ihre Straßen bewegt. In Paris findet man nie Ruhe: Man singt, trinkt, schreit, spielt, fährt Karussell und lacht bis zur Erschöpfung. Die Stadt ist wie ein Zirkus, in dem man ständig beobachtet und beobachtet wird. Und während die anderen gemeinsam tanzen, ist der Großstadtschmetterling Mah bereit, alleine wegzufliegen.
Richard Eichberg, D/GB 1929, 96 Minuten, sw, 4K-restauriert, BlueRay
Buch: Adolf Lantz, nach der Textvorlage von Hans Kyser
Kamera: Heinrich Gärtner, Otto Baecker
Produktion: Richard Eichberg-Film GmbH, British International Pictures (BIP)
Schauspieler:innen: Anna May Wong, Alexander Granach, Nien Sön Ling, Fred Louis Lerch, Tilla Garden, Gaston Jacquet, Szöke Szakáll u.a.
Kopie + Photos: DFF Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V., Wiesbaden
Ort: Arkadenhof des Thon-Dittmer-Palais
Live-Musik: Aljoscha-Zimmermann-Ensemble
Sabrina Zimmermann (Violine) • Mark Pogolski (Piano)