Der Wutbürger und der Weltbürger Aus dem Briefwechsel zwischen Gustave Flaubert und Ivan Turgenev Diese beiden epochalen Großschriftsteller haben sich nicht gesucht, aber gefunden. Es war zweifellos eine große Liebe, die die lebenslänglichen Junggesellen 17 Jahre lang füreinander empfanden. Und jeder von ihnen war durch einen Roman weltberühmt geworden: Flaubert durch „Madame Bovary“, und Turgenev durch „Väter und Söhne“. Gegensätze ziehen sich an: scharfzüngig, mürrisch, aufbrausend der eine, sanft, charmant und mitfühlend der andere. Der Wutbürger aus Frankreich und der Weltbürger aus Russland verstanden sich dennoch prächtig. Beide sind zutiefst emotional und kunstbesessen. Ihre geistreichen Briefe handeln von Literatur und Leidenschaft, Liebe und Sex, Lachs und Kaviar, Geld und Gesellschaft, Politik und Ignoranz. „Sie versprechen monatelang Ihren Besuch“ beschwert sich Flaubert, „Sie brechen Ihr Wort, immer.“ Turgenev redet sich häufig auf seine Gicht heraus. „Das Alter“, so jammert Turgenev, fast so jung wie Flaubert, „ist eine große fahle Wolke, die sich über die Zukunft, die Gegenwart und sogar über die Vergangenheit breitet. … Gebrechen, langsamer und kalter Widerwille, qualvolle Zuckungen nutzloser Erinnerungen – das sind die Aussichten, die sich dem Mann bieten, der die 50 überschritten hat.“ Noch trübsinniger resümiert Flaubert: „Seit drei Jahren sterben alle meine Freunde, einer nach dem anderen, ohne Unterbrechung. … Ich kann mit niemandem mehr reden, ohne in Zorn zu geraten.“ Die Kriegsbegeisterung, die „heillose Barbarei“ und Dummheit allüberall bringen ihn zur Verzweiflung. „Gleichviel! Ich mache weiter & ich möchte nicht krepieren, ohne meinen Mitmenschen noch ein paar Kübel Scheiße auf den Kopf geschüttet zu haben. Das allein hält mich aufrecht…“ Es gibt Bücher, die begleiten einen ein halbes Leben. Für Anton Zimmermann ist der Briefwechsel zwischen Gustave Flaubert und Iwan Turgenev so ein Buch. Der Diplompsychologe wechselte in den 90er Jahren als persönlicher Referent von Intendantin Marietheres List ans Theater. Seit über 20 Jahren treibt ihn die Idee um, diesen Briefwechsel einem interessierten Publikum zu präsentieren. Nachdem Anton Zimmermann beim „Brandner Kasper in der Hölle“ von Eva Sixt und Joseph Berlinger seinen Schauspielerkollegen Joerg Eckarth näher kennengelernt und sich mit Joseph Berlinger befreundet hatte, bat er den einen um Mitwirkung und den anderen um inszenatorische Unterstützung. Berlinger wiederum lud Rainer Johannes Hofmann als Livemusiker hinzu. Und Café-Klein-Geschäftsführerin Annette Weigert gewährt den vier Künstlern ein bewährtes Literatur-Asyl.
Beiträge mit Tag ‘Lesung’
27 Apr2024
Der Wutbürger und der Weltbürger Aus dem Briefwechsel zwischen Gustave Flaubert und Ivan Turgenev Diese beiden epochalen Großschriftsteller haben sich nicht gesucht, aber gefunden. Es war zweifellos eine große Liebe, die die lebenslänglichen Junggesellen 17 Jahre lang füreinander empfanden. Und jeder von ihnen war durch einen Roman weltberühmt geworden: Flaubert durch „Madame Bovary“, und Turgenev durch „Väter und Söhne“. Gegensätze ziehen sich an: scharfzüngig, mürrisch, aufbrausend der eine, sanft, charmant und mitfühlend der andere. Der Wutbürger aus Frankreich und der Weltbürger aus Russland verstanden sich dennoch prächtig. Beide sind zutiefst emotional und kunstbesessen. Ihre geistreichen Briefe handeln von Literatur und Leidenschaft, Liebe und Sex, Lachs und Kaviar, Geld und Gesellschaft, Politik und Ignoranz. „Sie versprechen monatelang Ihren Besuch“ beschwert sich Flaubert, „Sie brechen Ihr Wort, immer.“ Turgenev redet sich häufig auf seine Gicht heraus. „Das Alter“, so jammert Turgenev, fast so jung wie Flaubert, „ist eine große fahle Wolke, die sich über die Zukunft, die Gegenwart und sogar über die Vergangenheit breitet. … Gebrechen, langsamer und kalter Widerwille, qualvolle Zuckungen nutzloser Erinnerungen – das sind die Aussichten, die sich dem Mann bieten, der die 50 überschritten hat.“ Noch trübsinniger resümiert Flaubert: „Seit drei Jahren sterben alle meine Freunde, einer nach dem anderen, ohne Unterbrechung. … Ich kann mit niemandem mehr reden, ohne in Zorn zu geraten.“ Die Kriegsbegeisterung, die „heillose Barbarei“ und Dummheit allüberall bringen ihn zur Verzweiflung. „Gleichviel! Ich mache weiter & ich möchte nicht krepieren, ohne meinen Mitmenschen noch ein paar Kübel Scheiße auf den Kopf geschüttet zu haben. Das allein hält mich aufrecht…“ Es gibt Bücher, die begleiten einen ein halbes Leben. Für Anton Zimmermann ist der Briefwechsel zwischen Gustave Flaubert und Iwan Turgenev so ein Buch. Der Diplompsychologe wechselte in den 90er Jahren als persönlicher Referent von Intendantin Marietheres List ans Theater. Seit über 20 Jahren treibt ihn die Idee um, diesen Briefwechsel einem interessierten Publikum zu präsentieren. Nachdem Anton Zimmermann beim „Brandner Kasper in der Hölle“ von Eva Sixt und Joseph Berlinger seinen Schauspielerkollegen Joerg Eckarth näher kennengelernt und sich mit Joseph Berlinger befreundet hatte, bat er den einen um Mitwirkung und den anderen um inszenatorische Unterstützung. Berlinger wiederum lud Rainer Johannes Hofmann als Livemusiker hinzu. Und Café-Klein-Geschäftsführerin Annette Weigert gewährt den vier Künstlern ein bewährtes Literatur-Asyl.
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Ein Abend mit Ingo Bott
Vorstellung der Buchreihe „Strafverteidiger Pirlo“ mit Diskussion.
Es wird wieder poetisch im W1. Acht Regensburger Poet:innen haben wir eingeladen, sich auf Kurzfilme einzulassen und diese mit eigenen Texten neu zu vertonen. Diese tragen sie zum parallel abgespielten Film vor. Die Live-Veranstaltung kann nur einmal miterlebt werden und ist daher besonders einzigartig. Freut euch auf anregende Gedanken und Momente.
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