Die Klassik ist fest in seiner DNA verankert, der Jazz lehrte ihn, auf eigenen Beinen zu stehen – und in der freien Improvisation findet Lorenz Kellhuber immer wieder die grenzenlose Erfüllung seiner musikalischen Vision, einer Contemporary Chamber Music.
Mit dieser Contemporary Chamber Music hat Kellhuber einen Raum der Möglichkeiten geschaffen, in dem sein gesamter musikalischer Kosmos Platz finden und sich zu einer individuellen Sprache verdichten kann: freie Improvisationen in einer der Kammermusik eigenen Intensität und Fokussierung, die die Ästhetik der Klassik genauso aufgreifen wie Einflüsse aus Jazz und Neuer Musik.
Sein neues gleichnamiges Solo-Album umfasst zehn Stücke, die in ihrer Intimität alle Winkel der pianistischen und kreativen Könnerschaft Kellhubers ausleuchten. Er lässt Stille und Dunkelheit erstrahlen, taucht die Szenerie impressionistisch in pastellene Farben, erweitert das harmonische Spektrum hin zu fein ausdifferenzierter Breite und Tiefe und spielt sich in rhythmischer Expressivität in Trance, um an anderer Stelle mit schon barocker Klarheit die Töne zu setzen.
Ob als Solist oder im Trio, mit seiner Contemporary Chamber Music geht Kellhuber konsequent seinen eigenen Weg. Er spielt aus dem Jetzt heraus, was ihm sein tiefstes Innerstes diktiert: finden, erfinden, wiederfinden – es gibt keine Grenzen, außer die eigenen künstlerischen Ansprüche. So schafft er mit seinen Konzerten einzigartige Momentaufnahmen, die eine konzentrierte Hörbereitschaft einfordern – und die dieses Hinhören mit der Entdeckung einer unvergleichlichen Klangwelt belohnen.
1990 in München als Sohn zweier Kirchenmusiker geboren, beginnt Lorenz Kellhuber mit fünf Jahren eine klassische Klavierausbildung. Im Alter von acht Jahren spielt er sein erstes Konzert und beginnt, eigene Musikstücke zu komponieren. Mit elf Jahren ist er Jungstudent an der Hochschule für Kirchenmusik in Regensburg und erhält später Unterricht bei Prof. Franz Massinger, einem Schüler von Arturo Benedetti Michelangeli. Kurz darauf wird er von Rob Bargad (Nat Adderley Quintet) entdeckt und intensiv in die Jazzstilistik eingeführt.
Mit nur sechzehn Jahren besteht Kellhuber die Hochbegabtenprüfung und wird Bachelorstudent am Jazz-Institut-Berlin, wo Kurt Rosenwinkel, Hubert Nuss, Greg Cohen und John Hollenbeck zu seinen Dozenten zählen. Bei seinen regelmäßigen Aufenthalten in New York erhält er außerdem Unterricht bei Fred Hersch und Sophia Rosoff. 2010 beendet Kellhuber als einer der jüngsten Bachelor-Absolventen weltweit sein Studium.
Im Sommer 2014 kürt ihn Monty Alexander als ersten deutschen Musiker zum Sieger der renommierten Parmigiani Montreux Jazz Piano Solo Competition. 2016 wird er für den ECHO Jazz in der Kategorie „Newcomer des Jahres“ nominiert, 2018 gehört er zu den zehn „neuen Key-Players“ in der Zeitschrift „Jazz thing“.
Insgesamt sieben Alben, eine EP sowie mehrere Einzelstücke veröffentlichte er seit 2012, darunter „The Brooklyn Session“ (2015), aufgenommen mit den New Yorker Musikern Orlando Le Fleming am Bass und Obed Calvaire am Schlagzeug, das Soloalbum „Live at the Montreux Jazz Festival“ (2017) sowie die beiden Veröffentlichungen „Samadhi“ (2019) und „About:Blank“ (2020) mit Felix Henkelhausen am Bass und Moritz Baumgärtner am Schlagzeug.
Seine Konzerte führten ihn durch Europa, die USA und nach Südamerika. Zahlreiche Festivals wie das Montreux Jazz Festival (CH), das Jazzfestival Basel (CH), das Bohemia Jazz Fest (CZ), das Getxo Jazzfestival (ES), das Alto Adige Jazzfestival (IT), das Mar Del Plata Jazzfestival (AR) und die Jazzwoche Burghausen standen dabei auf seinem Tourplan. Darüber hinaus arbeitete Kellhuber mit Musikern wie Bob Mintzer, Lee Ritenour, Charles Lloyd, Eric Harland, T.S. Monk, Ed Partyka und Ack van Rooyen.
Seit Beendigung seines Studiums ist Lorenz Kellhuber ein gefragter Dozent sowohl für Improvisation, schulpraktisches Klavierspiel und Jazzpiano als auch für Ensemblespiel. Er gibt regelmäßig Workshops und Meisterkurse im In- und Ausland. Seine Unterrichtstätigkeit übte er bereits an der HfKM Regensburg, Universität Regensburg sowie der Hochschule für Musik in Nürnberg aus. Seit 2020 ist er als Lehrbeauftragter an der Musikhochschule in Lübeck tätig. Zum Wintersemester 2021 erhielt Kellhuber den Ruf als Professor für Schulpraktisches Klavierspiel an die Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden.
Felix Henkelhausen, 1995 in Oldenburg geboren, erhält klassischen Klavier- und Cellounterricht, bevor sein Interesse für den Kontrabass geweckt wird. Mit 16 Jahren beginnt er das Vorstudium an der HfK Bremen bei Prof. Detlev Beier. 2014 folgt das Studium am Jazz-Institut Berlin bei Greg Cohen und Marc Muellbauer. Trotz seines jungen Alters tourte Henkelhausen bereits mit namhaften Künstlern wie Marc Copland, Jochen Rückert, Philipp Gropper, Pablo Held, Sebastian Gille uvm.
Moritz Baumgärtner, 1985 in Zürich geboren, begann klassisches Schlagzeugspiel im Alter von neun Jahren in Basel. Privatstunden in New York City bei Clarence Penn und Jochen Rückert 2005 folgt das Studium am Jazz-Institut Berlin bei John Hollenbeck, Jim Black, Jeff Ballard, Kurt Rosenwinkel und Greg Cohen. Zwischen 2010 und 2014 spielt er bei der Band Bonaparte. Aktuell ist er u.a. Teil vom Melt Trio und vom Lisbeth Quartett, mit dem er 2012 den ECHO Jazz als „Newcomer des Jahres“ erhält.