Das Transit Filmfest zeigt SANDMÄDCHEN: Von tanzenden Zahlen und klingenden Farben: Das lyrische Porträt der autistischen Autorin Veronika Raila offenbart ein faszinierendes Universum der Wahrnehmung
»Ich kann nicht sprechen, nicht laufen und nicht singen«, sagt eine Frau aus dem Off. Wir hören die Stimme einer Sprecherin, die vorliest, was Veronika Raila schreibt. Die körperbehinderte Autistin kommuniziert mittels einer Computertastatur mit ihrer Umwelt. Weil sie ihre Körpergrenzen nicht spüren kann, wird ihre Hand von ihrer Mutter gestützt.
Der vielfach prämierte Film SANDMÄDCHEN porträtiert Veronika Raila und ihren Kampf um Sichtbarkeit als Autorin, Literaturwissenschaftlerin und Mensch. Er zeigt in ruhigen, sorgfältig komponierten Einstellungen den Alltag, die Arbeit und das Umfeld der hypersensiblen Studentin. Lyrische Texte der Autorin verleihen ihrer Wahrnehmung und ihren Versuchen, zur Welt durchzudringen Ausdruck. Die Kamera versucht ebenso durch Bewegungen und Landschaftsbilder zur Welt zu kommen und die Schönheit einer anderen Wahrnehmung zu vermitteln. Der Film ermöglicht nicht nur die Begegnung mit Veronika Raila, sondern stellt durch lichtdurchflutete Nahaufnahmen eine extreme, fordernde Intimität her und bietet so ein beeindruckendes Seherlebnis.
Mark Michel | DEU 2018 | 85′ | OV