Das Transit Filmfest zeigt BORROWED TIME: Litschis, Taifunregen und die Suche nach Heimat: Choy Jis sensorisches Texturkino reflektiert subtil die gesellschaftlichen Veränderungen Hongkongs aus den Augen einer jungen Chinesin.
Ting steht kurz vor ihrer Hochzeit, doch die Erinnerung an den Weggang ihres Vaters vor zwanzig Jahren schmerzt sie noch immer. Als die Schulden zu erdrückend wurden, entschied er sich für seine zweite, geheime Familie in Hongkong. Den Schmerz des Betrugs und des Verlassenwerdens tragen sowohl Ting als auch ihre Mutter bis heute in sich. Auf der Suche nach ihm und nach Antworten reist sie vom chinesischen Guangzhou nach Hongkong, wandert durch das blaue Licht nächtlicher Markthallen und Docks, während der drohende Sommer-Taifun immer näher rückt.
Mit fließend ineinander übergehenden Panoramen und verträumten Rückblenden entwickelt BORROWED TIME einen hypnotischen Rhythmus. Regisseur Choy Jis Slow-Cinema-Geheimtipp zieht uns in eine tiefe Trance untermalt von auf Fensterscheiben prasselnden Regentropfen, den Geräuschen eines umtriebigen Marktes oder dem Rauschen des chinesischen Dschungels – bis wir so hoffnungslos in den Bildern verloren sind wie Ting in den Straßen der Großstadt, einem Love Song von einer alten, zerkratzten CD lauschen und endlich ein Stück Zuhause finden. Ein intimes, berührendes Porträt des komplexen Verhältnisses zwischen Festlandchina und Hongkong.
Choy Ji | CHN 2023 | 93′ | OmeU