Das Transit Filmfest zeigt SONNE: Ich bin ein Tik-Tok-Star, holt mich hier raus: Eine Coming-of-Age-Zerreißprobe zwischen Kopftuch, Freundschaft und der eigenen Identität.
Über Nacht werden drei Freundinnen zu lokalen Berühmtheiten und das von ihnen zum Spaß im Hijab aufgenommene Musikvideo zu R.E.M.s »Losing My Religion« zum Interneterfolg. Doch Bella (Law Wallner), eine »Halbjugo«, und Nati, eine »Ösi«, haben dieses Video ohne die Zustimmung von Yesmin, die kurdische Wurzeln hat, veröffentlicht. Ihr Bruder petzt, der begeisterte Vater liket das Video und fährt die Mädchen von Konzert zu Konzert, die in ihrer Religiosität verletzte Mutter schämt sich. Spätestens jetzt ahnt das Publikum, dass dies keine normale Coming-of-Age-Geschichte wird.
Bereits in ihrem gefeierten Dokumentarfilm PARADIES! PARADIES! näherte sich Regisseurin Kurdwin Ayub zugleich schonungslos direkt und dennoch mit viel Feingefühl dem Konzept Heimat. Auch in SONNE greift sie das Thema mit hemmungsloser Nähe zu ihren Protagonistinnen auf: Vermittelt durch postdigitale TikTok-Ästhetik, beißend ironische Dialoge und jugendliche Kapriolen entsteht das gefühlvolle Portrait einer jungen Frau – zerrissen zwischen peer pressure, traditioneller Verbundenheit und ihren eigenen Bedürfnissen. Ein formal wie inhaltlich offener und innovativer, jugendlich überdrehter Blick auf eine Generation, die im globalisierten und digitalisierten Durcheinander nach ihrem Platz sucht.
Kurdwin Ayub | AUT 2022 | 87′ | DE, OmU