Beiträge mit Tag ‘Wissenschaft’

Samuel Beckett, einer der bekanntesten und beliebtesten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, wird als Ire meist in die englischsprachige Literaturgeschichte eingeordnet, obwohl er viele seiner Werke zunächst in französischer Sprache verfasst hat. Weniger bekannt ist, dass Beckett neben Englisch und Französisch auch in Italienisch und Deutsch über umfassende Sprachkenntnisse verfügte. Doch nicht nur in diesem Sinne ist Beckett ein vielsprachiger Autor: Beckett zu lesen heißt, die Vielzahl seiner Sprachen zu lernen, die Vielzahl der Mittel, die er zur Kommunikation und zur literarischen Gestaltung einsetzt zu erforschen. Hierzu gehören nicht nur Fremdsprachen, Spezial- und Fachterminologien, obsolete und remote Wörter, Neologismen, Zitate, Wiederholungen, elliptische Syntax oder sprachliche ‚Mikro-Gefängnisse‘ (die durch Selbstwiderspruch entstehen, etwa „on“), sondern auch Gesten und Körperhaltungen, Bewegungen und Behinderungen, räumliche Konfigurationen, Musik und Stille, Geräusche, Farben, Temperaturen, Himmelsrichtungen, Kameraperspektiven u.v.m. Der Besuch im ‚German Room‘ als Versuch, Becketts intensive Beziehungen zur deutschen Sprache, Literatur und Kultur zu erforschen, ist also nur ein kleiner Teil des enormen Projekts, dem sich jede Beckett-Leserin, jeder Beckett-Leser widmen muss: die Vielzahl seiner Sprachen Schritt für Schritt verstehen zu lernen. Dass dieser Versuch in einem geschlossenen Raum stattfindet, ist hierbei Teil des Konzepts: Becketts Figuren – inklusive seiner ebenso artifiziellen Autorfiguren, die mit seinen Erfindungen koexistieren – leben meist in geschlossenen Räumen, ohne Ausweg jenseits von Phantasie und Erinnerung. Gleichzeitig spielt der Ausdruck „The German Room” auf Becketts frühe Erzählung “Dante and the Lobster” an, wo es – nachdem die Lage des ‚French room‘ in der Sprachakademie beschrieben wurde, heißt: “God knows where the German room was.” Die Ausstellung erschließt und öffnet nun Becketts ‚German Room‘ für die Öffentlichkeit und lädt zum Kennenlernen – zum Lesenlernen – der vielfältigen Dimensionen des ‚deutschen Beckett‘ ein. https://go.uni-regensburg.de/beckett

Inszenierung, Schnappschuss, Dokumentation. Fotografien aus dem Lagerkomplex Flossenbürg

Fotografien waren in den Konzentrationslagern ein zentrales Mittel interner und externer Kommunikation sowie Bestandteil von Organisations- und Verwaltungsabläufen. Aufnahmen entstanden aber nicht nur für SS-eigene Akten und Archive, SS-Männer fotografierten auch zu privaten Zwecken. Anhand von mehr als 300 bislang meist unveröffentlichten Fotos wird erstmals die Geschichte der Fotografie im Lagerkomplex Flossenbürg erzählt. Die Herausgeber Julius Scharnetzky, M.A. und Prof. Dr. Jörg Skriebeleit stellen das frisch erschienene Buch im Regensburger PresseClub vor.

FILMS FOR FUTURE: ARCHIV DER ZUKUNFT

Wie in einem Rundgang erschließt ARCHIV DER ZUKUNFT das Naturhistorische Museum in Wien und darin vor allem jene Orte, die bei einem regulären Besuch unsichtbar bleiben: Hier wird ein kürzlich verstorbener Löwe zur Präparation eingeliefert oder die Haltung eines Dinosauriers dem aktuellen Forschungsstand angepasst; dort wird die Venus von Willendorf digitalisiert oder ein prähistorisches Grab inklusive Feuerbestattung nachgestellt. Dazwischen: Pinzetten, Sägen, Scanner, DNA-Proben.

drin