Das Transit Filmfest zeigt DAVID UND LISA: Im rebellischen Geiste der 1960er-Jahre macht Frank Perry neurodiverse Wahrnehmung mit den Mitteln des Melodramas spürbar. David wird von seinen Eltern der Fürsorge eines Heimes überlassen, in dessen Ordnung er sich nicht einzugliedern vermag. Doch dann begegnet er der zwanghaft in Reimen sprechenden Lisa und baut eine Verbindung mit ihr auf. Filme der 1960er-Jahre haben immer wieder psychische Beeinträchtigungen und Behinderung zum Thema, konnten sich diese Auseinandersetzung allerdings nur im Rahmen heute anachronistisch wirkender Melodramen vorstellen. Die Filme wurden wegen ihres Fokus auf Menschen als Opfer von Behinderung als ein ›cinema of isolation‹ kritisiert. Ein zweiter Blick eröffnet eine neue Perspektive auf diese Filme. So erfasst DAVID AND LISA, auch wenn er der Zeit entsprechend eine krude Auffassung von Autismus hat, nicht nur sehr gut einige im Spektrum auftretende Erscheinungen, wie z.B. Überempfindlichkeit oder Probleme in der Aneignung sozialer Kompetenzen. Gerade als Melodrama schafft es der Film zudem, andere Wahrnehmungen und Ordnungen auf einer affektiven Ebene darzustellen und zu vermitteln. Im neurodiversen Mikrokosmos der porträtierten Einrichtung werden transgressive Momente und der rebellische Charakter der Gegenkultur der 1960er-Jahre vorweggenommen. Frank Perry | USA 1962 | 95′ | DE, OmeU