Das Transit Filmfest zeigt DER NACHTPORTIER: Eine der dunkelsten Perlen der Kinogeschichte: Zwischen Sadomaso, Holocaust und Faschoästhetik entfaltet sich das komplexe Psychogramm einer unmöglichen Beziehung.
Wien, 1957: Der ehemalige SS-Offizier Max arbeitet in einem vornehmen Wiener Hotel als Nachtportier und erfüllt dort seinen Gäst*innen aus Kriegsverbrechern und Hochadel jeden noch so absurden Wunsch. Als eines Tages Lucia in dem Hotel absteigt, erkennt sie in Max ihren ehemaligen Peiniger. Die junge Jüdin war einst Gefangene in dem KZ, in dem Max Aufseher war, und wurde dort zu seiner Sexsklavin. Ein Wort würde genügen, um ihren Peiniger auffliegen zu lassen. Doch Lucia schweigt. Stattdessen entflammt die sadomasochistische Beziehung erneut.
Liliana Cavanis DER NACHTPORTIER gehört neben Tinto Brass’ SALON KITTY zu den in den 70er-Jahren entstandenen Filmen, die aufgrund ihrer Verquickung von Sex und NS-Diktatur für Skandale und Verbote sorgten, obwohl sie künstlerisch meilenweit von der rein reißerischen Naziploitation entfernt waren. So überschritt die linksintellektuelle Cavani die Grenzen des damals Zeig- und Denkbaren mit einem solchen Mut und unbedingten Willen zur Kunstfreiheit, dass uns auch heute noch der Atem stockt. In düster funkelnden Bildern nähert sie sich einer hochkomplexen, grausamen wie zärtlichen Beziehung, die nach dem Menschheitsverbrechen der Shoah eigentlich nicht sein darf. Und dennoch gibt es sie.
Liliana Cavani | ITA 1974 | 118‘