Das Transit Filmfest zeigt FREAKS: »What about the Siamese twins – have they no right to love?« In Tod Brownings jahrzehntelang missverstandenem Opus summum blasen die ›Freaks‹ zum Gegenangriff.
Trapezkünstlerin Cleopatra hat für die ›Freaks‹ ihrer Zirkustruppe nur Ekel übrig. Als der kleinwüchsige Hans ihr seine Gefühle offenbart, geht sie zur eigenen Belustigung darauf ein – bis sie von seinem anstehenden Erbe erfährt. Indes wird zwischen den Zirkuswagen von Madame Tetrallini nicht nur intrigiert, sondern auch eine Gemeinschaft der Ausgestoßenen geschlossen.
Unvergessliche Darsteller*innen porträtieren die behinderten Animateur*innen des Zirkus, die dort nach einem Kodex der radikalen Akzeptanz für die anderen Unterdrückten leben. Auf die Behinderungen seines Casts blickt FREAKS nicht herab. Sie definieren nicht die Protagonist*innen. Vielmehr ist es ein echtes Gefühl der Zugehörigkeit, das die ›Kuriositätenshow‹ zu einem durch und durch humanistischen Werk transzendiert. Tod Brownings empathischer Blick auf die Andersartigkeit wurde vom Publikum der 1930er-Jahre mit Abscheu aufgenommen. Aufführungen wurden massenweise verlassen und der Film in einigen Ländern für Jahrzehnte verboten. Heute kann FREAKS als das gefeiert werden, was er ist: ein Aufruf zur Solidarität unter Ausgegrenzten, ein Schrei nach Verständnis und Anerkennung sowie ein einzigartiges Kinoerlebnis voll transgressiver Kraft.
Tod Browning | USA 1932 | 62‘