Das Transit Filmfest zeigt HELLO SPENCER:
Don Quijote gegen das Kapital: Kann ein Film den deutschen Master of Puppets vor der Zwangsräumung retten?
Nach Rudi Carrell ist Spencer unzweifelhaft der zweitwichtigste Moderator der deutschen Fernsehgeschichte. Heute lebt er mit seinen Puppenfreund*innen und ihrem Schöpfer Jakob Sesam in der heruntergekommenen Dorfdiskothek Coconut Cave. Als die Höhle samt Spencerdorf geräumt werden soll, muss der verträumte Schöpfer der deutschen Antwort auf die Sesamstraße schnellstens zehn Millionen Euro besorgen. Es scheint nur einen Ausweg zu geben: ein neuer Spencer-Film!
Die filmische Rückkehr der gelben Puppe, die als Moderator ihrer eigenen Sendung deutsche Kindheitserinnerungen an die 1980er- und 90er-Jahre prägte, ist mehr als bloße Fernsehnostalgie: Mit viel Witz und einer künstlerischen Experimentierfreude, die durch den Geist der Sendung selbst inspiriert zu sein scheint, zeigt der Film das Aufbäumen eines aus der Zeit gefallenen Künstlers gegen die Unterhaltungsindustrie. Neben dem traurig-schönen Gewissen, dass jeder Anfang ein Ende impliziert und jedes Ende einen Anfang bedeuten kann, verlassen wir den Kinosaal mit einem Ohrwurm: »Hallo Spencer! Hallo Spencer!«
Timo Schierhorn | DEU 2024 | 87’
Mit Q&A
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