Das Transit Filmfest zeigt HOLY SPIDER: Jack the Ripper auf ›göttlicher Mission‹: Wuchtiges Genre-Kino als zorniger Fingerzeig auf Misogynie im Iran.
In Maschhad, der heiligsten Stadt im Iran, geht der ›Spinnenmörder‹ um: Spät nachts treibt es den Serienkiller auf einem Motorrad durch die Betonwüste der Millionenmetropole. Er verfolgt eine ›göttliche Mission‹. Seine Opfer findet er vor allem auf dem Straßenstrich, den er von den vermeintlich unmoralischen Sexworkerinnen und ihren Sünden ›reinigen‹ will. Eine aus Teheran nach Maschhad geschickte Journalistin begibt sich auf Spurensuche und taucht auf ihrer Jagd nach dem Frauenmörder in eine gefährliche erzkonservative Gesellschaft ein, in der die Trennung zwischen Tätern und Opfern zunehmend an Schärfe verliert.
Ali Abbasis spannender True-Crime-Thriller ist Genrekino vom Feinsten; ein inszenatorisch äußerst dicht gestrickter Fingerzeig auf eine Welt, die mit ihrer konservativen Auslegung des Korans die Freiheit und Rechte von Frauen mit Füßen tritt. Mit wuchtigem Puls und finsterer Miene blickt HOLY SPIDER in diesen bodenlosen Abgrund. Tapfer klagt der Film gegen ein System und dessen Werte, die Misogynie und Gewalt gegen Frauen nicht nur hervorbringen sondern sogar behördlich stützen. Das führte uns auch der Tod von Mahsa Ahmini im Polizeigewahrsam schmerzlich vor Augen, woraufhin sich die angestaute Wut Hunderttausender Menschen auf iranischen Straßen entlud.
Ali Abbasi | DNK/SWE/DEU/FRA 2022 | 117′ | FA, OmU