Das Transit Filmfest zeigt HOMMAGE KENNETH ANGER SCORPIO RISING | LUCIFER RISING: Kenneth Anger wagte zwischen schwuler Avantgarde, Pop und Okkultismus die ungeheuerlichsten Kinoexperimente. Im Mai ist er im Alter von 96 Jahren gestorben.
1964 lässt Anger in seinem schwulen Biker-Porträt SCORPIO RISING tief in die Abgründe amerikanischer Kultur blicken: »It’s Thanatos in chrome, black leather, and bursting jeans.« Hingebungsvoll kümmert sich ein junger Mann um sein Motorrad und sich selbst: Metallketten, Motorradteile, Springerstiefel, Nietengürtel. Dazu die Hits der Zeit: Bobby Vinton, Elvis, Little Peggy Sue. In der »magickal practice« der Kinomontage verschmelzen die »jungen Wilden« mit ihren (Sex-)Maschinen und treffen vor dem tödlichen Schlussknall ungebremst auf mehrere Ikonen der Popkultur: darunter Marlon Brando, Jesus und das Hakenkreuz.
LUCIFER RISING, letztendlich 1981 veröffentlicht, ist Kenneth Angers ehrgeizigster Film, eine okkulte Tour de Force und eine mystische Beschwörungsformel des gefallenen Engels Luzifer. In einer Hauptrolle dieses ungeheuerlichen Rituals sehen wir die Sängerin und Schauspielerin Marianne Faithfull als Zerstörerin Lilith. Eine klassische narrative Form interessiert Anger auch hier wenig. Lieber konzentriert er sich auf die grundlegenden Elemente seiner vielfach kopierten und nie erreichten Kinokunst: Hypnose, Geisterbeschwörung und Spektakel.
Kenneth Anger | USA 1963/72/80 | 56′ | OmU