Das Transit Filmfest zeigt INVENTION:
Endlich mal wieder ein MacGuffin! Dieser Micro-Budget-Hybrid über Trauerbewältigung und Verschwörungstheorien hinterlässt bei 16mm-Nerds und der Generation Mumblecore ein wohlig-warmes Gefühl der Paranoia.
Nach dem Tod ihres Vaters muss Carey (gespielt von Co-Autorin Callie Hernandez) sein Erbe antreten: Auf sie warten ein Haufen Schulden und das Patent für eine rätselhafte elektromagnetische Heilungsmaschine. Carey weiß um die esoterisch-paranoide Neigung des Verstorbenen und möchte mit der fragwürdigen Erfindung zunächst nichts zu tun haben. Doch in Gesprächen mit Gläubigen, Gläubigern und geschäftstüchtigen Silicon-Valley-Gurus findet sie bald mehr über sich selbst heraus, als über die Machenschaften ihres glücklosen Vaters.
INVENTION verdient den Begriff Doku-Hybrid auf allen Ebenen. Er fiktionalisiert den Tod von Hernandez‘ eigenem Vater, der als Heilpraktiker seit den 1990er-Jahren regelmäßige TV-Auftritte in US-Lokalsendern hatte. Regisseurin Courtney Stephens verwebt die analogen Aufnahmen des Vaters mit fiktiven Mumblecore-Dialogen, die auf 16mm gedreht wurden. Das Resultat: Wahrheit und Fiktion verschwimmen, das tatsächliche Erbe wird innerhalb der fiktiven Ebene rekontextualisiert. Und die ›Invention‹ selbst? Sie steht für eine kollektive Enttäuschung vom Kapitalismus, für den menschlichen Wunsch nach Kontrolle und Heilung in einer erbarmungslosen Welt und für die Tatsache, dass Blut dicker ist als Wasser. Oder sie ist einfach nur ein guter alter MacGuffin.
Courtney Stephens & Callie Hernandez | USA 2024 | 72′
Mit Q&A
« Alle Veranstaltungen