Das Transit Filmfest zeigt OLFAS TÖCHTER (FOUR DAUGHTERS): Zwischen Reenactment und Familienaufstellung verarbeitet dieser wagemutig inszenierte Doku-Hybrid den Verlust zweier junger Tunesierinnen an den sogenannten Islamischen Staat.
Ihre beiden älteren Töchter, Rahma und Ghofrane, haben sie verlassen, um dem IS beizutreten. Die beiden jüngeren, Tayssir und Eya, sind noch da. Mutter Olfa hängt im Spagat zwischen Trauer um ihre verlorenen und Sorge um ihre verbliebenen Kinder und muss zusehends ihre eigene Rolle in dieser Tragödie reflektieren.
Kaouther Ben Hania trifft in OLFAS TÖCHTER gewagte Entscheidungen: Die beiden fehlenden Töchter Rahma und Ghofrane lässt sie, von Schauspielerinnen repräsentiert, in Interaktion mit den verbleibenden Frauen treten und auch die Regisseurin selbst greift bewusst in das Reenactment ein. Durch die körperliche Konfrontation mit ihrem Verlust kommen verdrängte Konflikte und Emotionen ans Licht, die Ben Hania geschickt zu einer Geschichte über Frauengenerationenübergreifende Traumata verknüpft. Ein in kunstvollem Chiaroscuro inszenierter Doku- Hybrid, der für seinen Mut mit mitreißender Intensität und emotionaler Tiefe belohnt wird.
Kaouther Ben Hania | FRA/TUN/SAU 2023 | 107′ | OmU