Das Transit Filmfest zeigt SHAHID: Narges Kahlors vor Ideen überbordendes Cinemigrante ist einzigartig: aberwitzig komisches Metakino gegen heldentote Wiedergänger und den bayerischen Behördenwahnsinn.
›Shahid‹ Kalhor will ihren Namen ändern. Denn ›Shahid‹ bedeutet ›Märtyrer‹ und die Regisseurin möchte sich nicht länger mit dem ungeliebten Überbleibsel ihrer Familiengeschichte herumschlagen. Doch das scheint im bürokratisierten Bayern fast unmöglich. Und so begleiten wir die Exil-Iranerin bei weit mehr Amtsbesuchen und Therapiesitzungen als ihr lieb ist. Zu allem Überfluss folgt ihr auf Schritt und Tritt eine Gruppe schwarz gewandeter Derwische mit verstaubten Ansichten. Angeführt von ihrem längst den Heldentod gestorbenen Urgroßvater tanzen ihr die aggressiven Wiedergänger nicht nur metaphorisch auf der Nase herum.
SHAHID ist eine ungemein humorvolle und lässige Reise durch die persönliche Migrationsbiografie von Regisseurin Narges Kahlor, durch die religiös-patriarchale Geschichte des Irans und kollektive Erfahrungen von Exil-Iraner*innen in Deutschland. Virtuos zwischen Spiel- und Dokumentarfilm, Animation, Theater und Musical wechselnd entwirft Kahlor einen ureigenen Vorschlag von gegenwärtigem (post-)migrantischem Kino, das stilistisch direkt an ihren ersten Langfilm IN THE NAME OF SCHEHERAZADE ODER DER ERSTE BIERGARTEN IN TEHERAN (Transit 22) anknüpft.
Narges Kalhor | DEU 2024 | 84′ | OmU
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