Das Transit Filmfest zeigt THE GIRL WITH THE NEEDLE (PIGEN MED NÅLEN) Abscheulich böse und wunderschön zugleich: In poetischem Schwarz-Weiß stürzt uns dieser schwer verdauliche Arthouse-Albtraum in finsterste moralische Abgründe.
Kopenhagen kurz nach dem Ersten Weltkrieg: Karoline schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Als die junge Fabrikarbeiterin von ihrem Chef schwanger wird, versucht sie in ihrer Not, das Kind eigenhändig abzutreiben. Dabei wird sie von einer älteren Frau entdeckt, die ihr eine Alternative anbietet: das Baby bei ihr zur Adoption freigeben. Karoline nimmt das Angebot an und übergibt Dagmar (Trine Dyrholm) ihre erst wenige Tage alte Tochter. Nur langsam merkt Karoline, dass mit der hilfsbereiten Dame etwas ganz und gar nicht stimmt.
Magnus von Horns erster Schwarz-Weiß-Film basiert lose auf einer wahren Geschichte, die Dänemark im frühen 20. Jahrhundert bis ins Mark erschütterte. Er begleitet eine Frau auf ihrem unfreiwilligen Abstieg nicht nur in die Gosse, sondern in eine Unterwelt voller unmenschlicher Kälte und Grausamkeit. THE GIRL WITH THE NEEDLE ist ein formal außergewöhnlich präziser Hybrid aus Historiendrama und Horrorthriller, der zwar reichlich mit Hexen und Schurken bevölkert ist, am Ende aber die empathielose patriarchale Gesellschaft als das wahre Monster entlarvt.
Magnus von Horn | DNK/POL/SWE 2024 | 115′ | OmU