Das Transit Filmfest zeigt SICK OF MYSELF: Reise zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Endstation: Sich selbst möglichst grausam zerstören. Groteske Body-Horror-Satire von Kristoffer Borgli.
Signe ist an sich selbst erkrankt. An ihrer eigenen Psyche. Signe muss zwanghaft im Mittelpunkt stehen. Sie ist ein schwarzes Loch, das alle Aufmerksamkeit in ihrer Umgebung verschluckt. Und was könnte mehr Fürsorge bringen als krasses Leid? Signe begibt sich also auf die Mission, sich kaputt zu machen.
Kristoffer Borgli nimmt uns mit auf ihren irren, tragikomischen Selbstzerstörungstrip. Er gestaltet ihn als Body-Horror, der hier seltsam naturalistisch und alltäglich daherkommt, gepaart mit schonungslosem Humor. Wie Signe jede Situation um ihre Person zentrieren muss, und dabei immer wieder panisch scheitert, lässt die Cringe-Areale im Gehirn angenehm heiß aufglühen. Natürlich ist die explizite Inszenierung einer psychisch kranken Person so exploitativ wie die heuchlerische Modeagentin, die Signe für ihr Kuriositätenkabinett unter Vertrag nimmt. Doch gerade dadurch reflektiert der Film die gaffende Sensationslust einer abgestumpften Gesellschaft unter medialer Dauerbeschallung.
Je verstörender Signes grotesker Narzissmus ausufert, desto häufiger weiß das Publikum nicht mehr, ob es lachen oder weinen soll. Kann sie uns nicht einfach nur leidtun? Verhalten wir uns nicht alle wie Signe? Bemitleidet mich, verdammt!
Kristoffer Borgli | NOR/SWE 2022 | 95′ | NO, OmU